Programm
So, 06. November 2011, 19:00 Uhr
Sa, 12. November 2011, 19:00 Uhr
CH 2009, 52 Min., dt.OF
Regie: Anka Schmid
Die Schweizer Filmpionierin Isa Hesse-Rabinovitch (1917 - 2003) ging Zeit ihres Lebens
auf unkonventionellen Pfaden. Sie wuchs in Zürich als Tochter jüdisch-russischer Immigranten
auf und heiratete einen Sohn von Hermann Hesse, mit dem sie drei Kinder
hatte. Geprägt vom künstlerischen Schaffen ihrer Eltern arbeitete sie als Illustratorin,
später als Reporterin und Fotografin. Im Alter von 50 Jahren begann sie zu filmen. Bereits
ihre ersten experimentellen Kurzfilme wurden auf internationale Filmfestivals eingeladen
und fanden im Ausland großen Anklang - sie liefen unter anderem zur Eröffnung
des MoMa in New York. Doch in der von Männern dominierten Schweizer Filmszene der 70er Jahre
musste sie für ihre poetischen Arbeiten kämpfen, Unterstützung für
ihre eigenwillig-verspielten Werke wurde ihr lange verwehrt. Dennoch experimentierte Isa
Hesse konsequent weiter, wagte als 67-jährige noch den Schritt in das neue Medium Video.
Sie hat ein vielfältiges und zeitloses Film- und Videowerk hinterlassen.
Anka Schmid verwebt in ihrem Dokumentarfilm Archivmaterial, Werkausschnitte
und Interviews mit Weggefährtinnen zu einem schillernden und faszinierenden Porträt
dieser außergewöhnlichen Künstlerin, die keine Grenzen ihres Schaffensdrangs und der gängigen Moral kannte.
Regie: Isa Hesse-Rabinovitch
CH 1969, 7 Min.
CH 1977/1978, 30 Min., Farbe, deutsch, engl.
Regie, Drehbuch, Kamera, Ton, Schnitt, Produktion: Isa Hesse-Rabinovitch
Musik: Volksmusik und 3 Songs von Julie Nero
Darsteller: Julie Nero und Verwandte
Julie lernte ich zufällig in einer New Yorker Bar kennen. Sie stammte aus Ohio und verdiente sich in New York ihr Leben als Callgirl, Kellnerin und Modell. Um Distanz zu diesem Alltag und eher zu sich selbst zu finden, beschlossen wir, ihre ihr unbekannten Vorfahren in Süditalien aufzusuchen. Das Legen der Tarotkarten war ihr ständig Bedürfnis, denn die ewigen Symbole des "Tarot" halfen ihr bei der Reise in die Vergangenheit und zu sich selbst. In den paar Tagen wird sie mit Italien, Familie, Ausgrabungen, Grabstätten, feministischen Gedanken ihrer Cousine konfrontiert, und am Ende der Reise trifft sie in einem alten Turm auf Wandkritzeleien, in deren Symbolik sie ihre Vergangenheit sowie ihre Zukunft zu erkennen glaubt. Der Kommentar ist den Aufzeichnungen ihres während der Reise geführten Tagebuchs entnommen. Ihre drei Songs hat sie selbst komponiert. (Isa Hesse-Rabinovitch)
English: The Swiss film pioneer Isa Hesse-Rabinovitch (1917 - 2003) followed unconventional
paths all her life. She grew up in Zürich as the daughter of Jewish-Russian immigrants and married a
son of Hermann Hesse, with whom she had three children. Influenced by the artistic creativity of her
parents, she worked as an illustrator, then later as a reporter and photographer. At the age of fifty
she began making films. Even her earliest experimental shorts were accepted by international film
festivals and attracted considerable enthusiasm abroad. They were shown at - among other occasions -
the re-opening of the MoMA in New York. However, in the male-dominated Swiss film scene of the 1970s
she really had to struggle for her poetic work, and was deprived of any support for her maverick,
playful works for a long time. Isa Hesse nevertheless consistently continued to experiment, and even
dared to take a further step into the new medium of video when she was 67. She has bequeathed a
multifaceted and timeless film and video oeuvre.
In her documentary film, Anka Schmid interweaves archive material, excerpts and
interviews with companions and colleagues into a shimmering and fascinating portrait
of this extraordinary artist, who knows no limits to her creative urge and established morale.
Prologue film: Spiegelei
Supporting film: Julie from Ohio